Würgen auf Japanisch oder: Japanisch essen für Anfängerinnen

Gestern war ich mit meiner japanischen Freundin Hiromi Ozawa das erste Mal in meinem Leben in einem japanischen Izakaya etwas essen. Fern der ausgetrampelten Pfade von Sushi, Sashimi & Co. – die ich natürlich kenne und auch nicht allzu schlecht selber zubereite –, bieten diese Restaurants typische japanische Snacks und Minigerichte, ausgelegt auf die Begleitung des dort genossenen Feierabendbiers.

Nach einem Blick auf die Mittagskarte entschied ich mich für eine Bentobox, die grad verschiedenste Snacks vereint, ohne dass frau lange rumsuchen muss.

Erst wurde eine kleine Schale Misosuppe serviert mit grünschlabbriger Algeneinlage – hat gut geschmeckt (die Misobrühe sowieso, die hatte ich schon aus Hiromis Küche gekannt). Dazu gereicht wurde ein Buchweizentee, in den ich mich gleich verliebt habe: endlich ein Tee, der mir schmeckt! (Wurde dann heute gleich geordert in der hiesigen Drogerie.)

Dann kam die Bentobox und sah erst mal wunderschön aus! Bunte Speisen gab es da: Algensalate, etwas Schweinefleisch, eingelegten Ingwer, Tofu mit Daikon, Eierstich, da eine supersaure Pflaume, dort ein ... was war das? Es sah aus wie Bohnen.

Während Hiromi und ich uns über Neuigkeiten aus unseren Familien austauschten, griff ich beherzt zu den Stäbchen und probierte so ein Ding. Hart war es, zäh, zog beim Kauen – und das ging wirklich lang! – Fäden und brachte mich schier zum Ersticken. Schmecken tat es obendrein nach gar nichts. Gespannt wartete ich also, bis Hiromi so ein Ding essen würde, und dachte noch: Wow, die Japanerinnen müssen aber scharfe Zähne haben! Vorerst liess ich die weiteren Dinger in der Box liegen – einen Erstickungstod zu erleiden an einem so schönen Sommertag, das schien mir einfach unangebracht. Ein paar Minuten später fischte Hiromi endlich so eine Schote mit den Fingern aus der Vertiefung ihrer Box, hob sie längs direkt vor die Lippen, drückte leicht drauf und schnalzte die innen liegenden Böhnlein eins nach dem anderen mit der Zunge in den Mund.

...

Was soll ich sagen: Fast wäre ich dann doch noch erstickt – wegen des Lachanfalls, der mich schüttelte.

Edamame heisst übrigens das Zeug, doch was erzähl ich euch: Bestimmt kennt ihr das längst und wisst, wie es zu essen ist. Ihr dürft wirklich herzlich gern über mich lachen, denn Lachen ist gesund – wie Edamame auch.



 
 
 
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